Brandsalbe – flirren – Regen – Schaum

Nachdem sie den toten Flóki den Geistern überlassen hatten und die Blüten zu Staub zerbröselt waren, hob Grímr ein langes Lied an. Alle kauerten schweigend um die Asche der Grabstelle und hörten ihm zu. Da saßen Gríma und Thórir, Jaulo und Hikibeine, die gesamte Famile von Flóki, Kybene und Aslaug.

"Huuuh", sang Grímr, bis ihm der Atem ausging, und die Hockenden hoben ihre Schultern, schweigend. "Huuuuh – huuuuh - huuuuh", sang er weiter. Die Sitzenden regten sich nicht, aber in ihren Posen nahmen sie das Lied auf. Sie saßen dort mit ihren dunklen Mänteln, und allmählich fing ein leichter Regen an zu fallen. Aus der Asche stieg ein flirrender Dampf auf und legte sich mit seinem Blumenduft um die Gestalten der Wachenden. Grímr sang von der Asche, auf deren Sedimenten ihr Dorf aufgebaut war, vor langer Zeit, nachdem nachdem sie selbst alles, was sie dort antrafen, niedergebrannt hatten. "Huuuuh" sang er. Dann nahm er den Speer, der den Flóki niedergemetzelt hatte und stieß ihn in die Asche, so dass alle Blumen und Muscheln, die darin verborgen waren, durcheinanderwirbelten, und er nahm aus dieser Asche eine Handvoll, und tat sie in eine Schale, in der reinster Waltran schwenkte, und er verrieb diese Zutaten zu einer Brandsalbe, die er auf die Hände aller strich, die vorher die Asche gepflegt hatten. Die zerwühlte Grabstätte aber wandelte sich, und aus dem Muscheln quoll ein heller Schaum, der das Grab einbalsamierte.

Erster Versuch.

10. November 2023